Freitag, 30. November 2012

Die Hexenbrenner von Franken sind angekommen ...

denn am vergangenen Dienstag hat OB Andreas Starke unser Buch offiziell vorgestellt. Dafür bedanken wir uns aufs Herzlichste - es war wirklich ein langer und holpriger Weg, bis wir das Buch, die APP und das virtuelle Museum fertig gestellt haben. 



Und jetzt ist dann auch das eingetreten, was wir immer vermutet hatten: es gibt doch noch weitere verlässliche Quellen zu den Hexenverbrennungen in Zeil am Main, die man uns vollkommen überraschend erst vor wenigen Tagen zur Verfügung gestellt hat. Es geht in erster Linie um das "Hexenkrematorium" des Fuchs von Dornheim (siehe voriger Artikel) und um das Pendant in Gerolzholfen.

Es liegt in der Natur der verschiedenen Medien, dass wir diese neuen Erkenntnisse im gedruckten Buch nicht mehr verarbeiten können … aber das gilt nicht für die angesprochenen elektronischen Produkte, die wir permanent weiter updaten werden.

Es wurden uns weitere Akten und historische Drucke angeboten, die wir aber erst sichten müssen, und da es sich um mehrere Aktenordner handelt, kann es durchaus etwas dauern. Aber es bleibt auf alle Fälle spannend.


Sonntag, 25. November 2012

Der Hexenofen des Fuchs von Dornheim

Hexenverbrennungen verschlangen eine große Menge teures Holz, denn die Körper mussten komplett verbrennen - nichts durfte übrig bleiben, damit der Teufel die verbrannte Hexe nicht wieder aus den Knochen zum Leben erwecken konnte.

Im Dezember 1627 kam ein bischöflicher Baumeister, wohl Giovanni Bonalino, nach Zeil, um nahe der Stadt eine spezielle Hinrichtungsstätte zu bauen, einen runden Steinbau, auf dem angeblich auch die Enthauptungen stattfanden, ins Innere führten zwei Türen, durch die obere warf man die Leichen auf einen Rost, durch die untere schürte man das Feuer, dass unter dem Rost brannte eine Richtstätte mit eingebautem Krematorium sozusagen, um die Leichen holzsparend zu verbrennen.

Dieser Ofen existierte mit Sicherheit, das belegen wir ja auch in unserem Buch anhand von zwei historischen Quellen, aber jetzt wurden uns durch das Dokumentationszentrum in Zeil zusätzliche Informationen zur Verfügung gestellt, die wir in den vergangenen Tagen in einer neuen 3D-Rekonstruktion dieses "Hexen-Krematoriums" verarbeitet haben.

Der ehemalige Standort ist ebenfalls exakt bekannt und so haben wir hier also überraschenderweise ein weiteres grausames Puzzle-Teil der Bamberger Hexenverbrennungen rekonstruieren dürfen. 

Sicherlich kann niemand mehr genau sagen, wie dieser Ofen in allen Details ausgesehen hat - dennoch sind unsere Meinung nach genügend Fakten vorhanden, um diese Rekonstruktion als einigermassen realistisch zu qualifizieren: es war ein runder Ziegelbau, ungefähr 2,10 - 2,50 Meter hoch mit zwei Öffnungen, die Türen aus Eisen hatten. Da man die teils lebendigen, teils geköpften Leichen von oben in den Ofen werfen konnte, muss es eine Treppe gegeben haben, deren Form natürlich unbekannt bleiben wird. 

Weitere Informationen zu dem Hexenofen des Fuchs von Dornheim finden Sie ab sofort auf den Seiten unseres virtuellen Museums oder auf den entsprechenden APPS für ANDROID und APPLE (coming soon). 


In der gesamten Hexenforschung gibt es lediglich drei Hexenöfen zu finden - neben dem in Zeil am Main soll es einen weiteren in Gerolzshofen gegeben haben, der dann unter der Verantwortung von Philipp Adolf von Ehrenberg betrieben wurde - dem Cousin des Bamberger Hexenbrenners Johann Georg II, Fuchs von Dornheim. Ein dritter Hexenofen soll  in Schlesien gestanden haben: entweder in Neisse oder in Hirschberg.

Samstag, 17. November 2012

Was hat das Malefiz Haus mit dem Clavius-Gymnasium gemeinsam?

Das alte Kapuzinerkloster in der Kapuzinerstrasse 

In einer historischen Aufzeichnung steht über den Abriss des Malefiz Hauses geschrieben, dass man die Steine des Gebäudes zum Bau des Kapuzinerklosters benutzt hat (1654), welches auf der oben stehenden Zeichnung und dem abgebildeten Katasterplan aus dem Jahr 1821 gut in seinem Grundriss zu erkennen ist (großer Kreis) - natürlich stand dieses Kloster in der gleichnamigen Kapuzinerstrasse in Bamberg - also nur wenige hundert Meter entfernt vom Malefiz Haus.


Wir haben also noch einmal den historischen Grundriss von Peter Ysselburg herangezogen und eine Berechnung über die Menge dieser Sandsteine gemacht. Im Inneren des Malefiz Hauses waren mit Sicherheit ganz normale Ziegel verbaut worden - aber die massiven Aussenwände bestanden aus wertvollen massiven Sandsteinblöcken, die auch in anderen Bamberger Sakralbauten verbaut worden sind.

Bei unserer Berechnung kamen wir auf eine Menge von etwa 400 Kubikmetern, ohne jetzt die massiven Aussenmauern des Grundstücks mit einzubeziehen, die wahrscheinlich wieder aus anderen Steinen bestanden.

Mit Ochsenkarren wurden die großen Sandsteine also ihn die Kapuzinerstrasse transportiert und dort für den Bau des Kapuzinerklosters verwendet. Da dieses Kloster mit seinen Nebengebäuden viel grösser war, als das Malefiz Haus, brauchte man zusätzlich bestimmt noch das Mehrfache an Steinen. 

Etwas mehr als 200 Jahre später wurde das Kapuzinerkloster dann wieder abgerissen, da man an dieser Stelle eine dringend benötigte höhere Schule bauen wollte - die alte Oberrealschule, die Anfangs als Landwirtschafts- und Gewerbeschule eröffnet wurde.

Wenn man rein logisch argumentiert, dann gibt es keinen vernünftigen Grund, warum man für den Neubau dieser Schule (1877) nicht auch wieder die Sandsteine des Malefiz Hauses mit verwendet hat, denn schliesslich war es wertvolles Baumaterial, dass sich ausserdem schon direkt an der neuen Baustelle befand. 

Und zweitens hat wohl zu dieser Zeit kein Mensch mehr sentimentale Gefühle zu diesen Steinen gehabt - es wusste ja wahrscheinlich niemand etwas davon - ausser natürlich den "Herren auf dem Domberg".

Das Clavius-Gymnasium in der Kapuzinerstrasse in Bamberg   

Es waren und sind ja schliesslich nur Sandsteine, die für wenige Jahre ein einmaliges Foltergefängnis gebildet haben und jetzt also im Fundament des CLAVIUS-Gymnasiums verbaut sind - das ist dann rein zufällig auch das Gymnasium, an dem ich meine Schulzeit bis zum Abi verbracht habe.

Ich bin übrigens weder ein Esoterik-Fuzzi noch schlage ich vor, bei der aktuell anstehenden Renovierung des Clavius-Gymnasiums eine wissenschaftliche CSI-Taskforce zu installieren und jeden Stein forensisch zu untersuchen ... aber eines muss ja klar sein: in Luft werden sich diese Sandsteinblöcke nicht aufgelöst haben ...

Da man in Bamberg bis vor wenigen Monaten noch gar nichts von den örtlichen Hexenverfolgungen gewusst hat, ist dieses kleine Detail vielleicht auch wieder nur eine Randnotiz bei der anstehenden öffentlichen Aufklärung. Trotzdem finde ich das besonders interessant und schliesslich ist das Clavius-Gymnasium heutzutage das grösste Gymnasium Bambergs und eine Klasse hat sogar einige bemerkenswerte Video-Beiträge zu den Themenwochen im Oktober 2012 beigesteuert. 

Und wer weiss ... vielleicht findet man ja bei der anstehenden Renovierung des Gebäudes rein zufällig doch ein Relikt aus vergangener Folterzeit ... ganz ausgeschlossen ist es nicht.

Vielleicht ist dieser ganze Umstand auch mit verantwortlich dafür, dass mich diese Geschichte einfach nicht mehr losgelassen hat ... schliesslich war ich 11 Jahre an dieser Schule …

Donnerstag, 15. November 2012

... ich hatte die Platte damals in der Hand !



Sehr geehrter Herr Kloos,

in der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde in Schweden eine Heavy Metal Band mit Namen Hexenhaus gegründet. Auf der Rückseite ihres ersten Albums wurde der Name auf das Hexenhaus bezogen, "einen Ort des absoluten Bösen  in Deutschland, in dem über 600 Männer und Frauen als mutmassliche Hexen getötet wurden" (ich habe hier aus dem Gedächtniss zitiert und übersetzt), und diesen Opfern gewidmet.

Mir scheint, dass es sich dabei um das Bamberger Malefizhaus handeln muss. Das Thema wird in den Liedern nicht weiter behandelt, wie auch Hexenwahn, Satanismus oder Okkultismus in den Texten der Band allenfalls gestreift werden.

Für sich genommen ist das natürlich nur eine unwichtige Kuriosität, eher für eine auf den Kitzel romantischen Grusels gegründete touristische Ausbeutung des Malefizhauses geeignet.

(Nur am Rande: Die diesbezüglichen Angriffe seitens der Bamberger Kurie sind schon allein deshalb albern, weil die touristische Nutzung altertümlicher Folterkeller in Deutschland allerorts üblich ist und zwar vermutlich seit der Zeit der Gebrüder Grimm.)

Es wirft aber doch ein interessantes Licht auf die eigenartige Natur der Zensurmechanismen: in Schweden war ein kleiner, aber für gewisse Leute sehr peinlicher Teil deutscher Geschichte schon Ende der 80er durchaus geläufig - wir sprechen hier von einer kleinen Gruppe normaler junger Männer, so um die 20 -, der aber in Deutschland bis vor kurzem fast vollständig unbekannt war. 

Dass das Malefizhaus in Schweden bekannt ist, wird vermutlich mit dem engen Zusammenhang zwischen seiner Geschichte und den schwedischen Feldzügen im dreissigjährigen Krieg zu tun haben. Dass der Vorgang dagegen in Deutschland so völlig totgeschwiegen wurde, verblüfft doch ein wenig. Ich jedenfalls war mehr als zwanzig Jahre lang, bis ich vor wenigen Wochen durch Zufall ihre Internetseite gefunden habe, überzeugt, dass diese Schweden da wohl etwas falsch verstanden haben müssen, und habe mich darüber immer sehr gewundert, denn Schweden müssten doch zumindest genug Deutsch verstehen, um zu kapieren, dass Hexenhaus einfach das Haus der Hexe ist. 

In dieser Hinsicht fand ich auch die Information auf ihrer Seite sehr interessant, dass der Name "Hexenhaus" wohl schon auf das Nürnberger Flugblatt zurück geht. Ich hätte nämlich vermutet, dass ein solcher Spitzname für ein Foltergefängnis, wenn überhaupt, erst im Rahmen der erwähnten touristischen Nutzung in Mode kommt - Deutschland ist ja voll mit allen nur erdenklichen Hexenhäusern, von Kräuterladen bis zum Swingerclub.

Mit freundlichen Gruessen
Ekkehart Winterroth



Heavy Metal war in den 80zigern definitiv nicht meine Mucke - aber da ich als DJ jede Woche alle Neuerscheinungen im Plattenladen zur Ansicht zurückgelegt bekam, weiss ich mit Sicherheit, dass ich dieses Cover von damals kenne. Aber natürlich konnte ich nicht ahnen, dass ich es 24 Jahre später noch mal zu Gesicht bekommen würde, und was es mit Bamberg zu tun hat. 


Dienstag, 13. November 2012

Verschweigen und Verharmlosen - ein offener Brief der Historikerin Birke Grießhammer

Birke Grießhammer forscht und publiziert seit 26 Jahren über das Phänomen der Hexenverfolgung

Herrlich - endlich Kritik

Es ist schön, dass manche Kritiker wirklich genau die Aspekte bemäkeln, die wir in weiser Voraussicht bereits punktgenau erwartet haben. Bitte Klicken Sie auf das Bild und lesen Sie.


Herr Henning Brandt - ich freue mich über Ihre tiefschürfenden Erkenntnisse und bemerke Folgendes an: Was z. B. das angesprochene Cover betrifft, das Sie in Ihrer bedeutenden Kulturwelt wahrscheinlich viel besser hingekriegt hätten, darf ich Ihnen anvertrauen, dass auch wir anfangs andere grafische Ideen hatten, die nicht ganz so "reißerisch" wirkten, aber bei dem Titel, der Thematik und dem Andenken an über 1000 gemarterte Männer, Frauen und Kinder konnten wir ein Cover mit bunten Schmetterlingen und rosa Blümchen NICHT WIRKLICH beim Verlag durchsetzen. 

Warum der Verlag das Malefizhaus unbedingt auf dem Cover haben wollte? Weil ein unverbauter Blick auf die historischen Ereignisse im Bamberg des 17ten Jahrhunderts nur eine schlüssige Analyse zulässt: Das Malefizhaus war ein Schlüsselelement des lokalen Hexenwahns. Die perfide Bauplanung, die einzigartigen Foltermethoden und vor allem der Gesamtzusammenhang des Verfolgungszieles - die Vernichtung einer Hexensekte von etwa 3000 Mitgliedern - machten dieses Gebäude weltweit einzigartig - in seiner Multi-Funktion genauso wie in seiner bestialischen Bestimmung. 

Wenn also den angeblich seriösen Themenwochen dieses Gebäude in allen Vorträgen zusammen bestenfalls drei oder vier Halbsätze wert war, dann werfe ich den Verantwortlichen dieser Aufklärungswochen auch weiterhin Verschleierung vor. Fakt ist: Nach Lektüre dieses Buches oder eines Besuchs im virtuellen Hexenbrenner-Museum erkennen besonders diejenigen, die so zahlreich zu den Vorträgen geströmt sind, dass man ihnen von offizieller Seite mal wieder einen Teil der Wahrheit vorenthalten hat.

Es geht hier auch nicht darum, dass zwei Seiten aufeinander zugehen - hier die Stadt Bamberg und dort der sture, "holzschnittartige" Herr Kloos mit seinen "Ressentiments aus der Vergangenheit" - so ein Quatsch! Es geht um die Wahrheit und nicht um deren persönliche Auslegung und es geht vor allem NICHT UM MICH, sondern um EURE VORFAHREN, die man auf dem Schönleinsplatz verbrannt hat. 
Wenn sich Herr Brandt im weiteren Verlauf zudem über eine "Erzeugung dramatischer Stimmung" durch veranschaulichende Grafiken aus dem Inneren des Malefizhauses mokiert, dann sollte er sich evtl. fragen, wieviel Licht in einem Raum ohne Fenster und ohne Lüftung an einem schwülen Sommernachmittag im Gang des Malefizhauses wirklich war und wie er das dargestellt hätte? Mit voller Halogenbeleuchtung oder was? 

Und da "Die Zwiebel" ein wichtiger lokaler Kulturträger zu sein scheint, darf ich doch mal die Frage stellen: Wo war eigentlich Ihr Beitrag zu diesem "neuen Bestandteil der Bamberger Kultur" in den vergangenen Jahren?

Sonntag, 11. November 2012

English Version finally uploaded

Es hat dann doch ein paar Tage länger gedauert, aber jetzt ist es endlich soweit.

Die englische ANDROID-APP ist aufgeladen.



Nach dem Download unzippen - und nicht vergessen die Checkbox für externe APPs anzuklicken !

Freitag, 9. November 2012

Die ANDROID-eBook-App ist fertig ...

Ab sofort  können alle ANDROID-Besitzer eine Art "elctronic pocket museum" erwerben ... im Prinzip eine interaktive Version des Museums - 332 mB groß ...


Alle iPhone, iPod und iPAd-User sollten noch ein wenig warten, denn wir haben natürlich auch ein interaktives Multi-Touch-iBook produziert - allerdings müssen wir noch auf eine US-TAX-Nummer warten, die man benötigt, um im APPLE-iBookstore verkaufen zu können.

Es soll noch vor Weihnachten so weit sein  ....

Montag, 5. November 2012

Klare Worte

Gerade einen Artikel zugeschickt bekommen, der den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft:




und weil wir am Wochenende ziemlich fleissig waren hier unser erster Trailer für das Buch, die APP und das virtuelle Museum:



Donnerstag, 1. November 2012

Hexenbrenner im Bayerischen Fernsehen

Anbei der Link zum Bericht von Julia Hofmann aus der Frankenschau vom 30.Oktober 2012:




Da heute der Tag ist, an dem man seiner Toten gedenkt, noch eine Anmerkung:

Es waren nicht meine Vorfahren, die im 17.ten Jahrhundert gefoltert und verbrannt wurden. Ich bin zwar in Bamberg geboren und aufgewachsen, aber meine Eltern kamen erst nach dem Krieg ins fränkische Rom.

Sie heissen: Arnold, Gruber, Richter, Lechner, Hertrich, Pessler, Löhlein, Drescher, Wentzel, Graser, Bach, Heinlein, Weinmann neben ganz normalen Allerweltsnamen, wie Müller, Schmid, Kraus und Fleischmann, um nur ein paar zu nennen.


Diese Namen stehen heute im aktuellen Bamberger Telefonbuch und sie stehen ebenfalls in den historischen Hexenakten, die seit 1840 im Archiv liegen. In einigen Fällen muss es mit Sicherheit Überschneidungen geben: das heisst, das man heute in diesen Familien auch seiner verbrannten Vorfahren gedenken könnte ... sofern man etwas davon wüsste.